Gemeindeverwaldung statt Gemeindeverwaltung

Die Birke spielt als sogenanntes Pioniergehölz eine wichtige Rolle bei der Wiederbegrünung von Brachland. Ökologisch gesehen ist der Birkenbaum ein Lebensraum für viele Flechten, Moose und Pilze. Zugleich ist er eine Futterpflanze für die Raupen von über 100 Schmetterlingsarten, darunter der Birkenspinner, das Kleine Nachtpfauenauge und der Trauermantel. Wegen ihrer hellen Borke und ihrer Widerstandsfähigkeit ist die Birke ein beliebter Alleebaum. In der Gemeinde Kirchhundem wurde Anfang der 1960er Jahre entlang einer Seite der Albaumer Straße eine Halballee aus Birken angepflanzt.

2013 deklarierte die Kirchhundemer Gemeindeverwaltung die Bäume zu einer Gefahr für die Verkehrssicherheit. Ein Gutachter hatte bei 6 von 92 Bäumen eine „leichte Kernfäule“ festgestellt. Daraufhin ließ die Verwaltung sämtliche Bäume fällen, ohne die Bürger vorher davon in Kenntnis zu setzen. Der Anwohner Dieter Mennekes reagierte auf die Behördenwillkür mit einem drastischen Schritt: Am 7. Dezember 2013 sprühte er das Wort „Birkentöter“ in großen roten Druckbuchstaben an die Fassade des Rathauses. Die Protestaktion löste eine lebhafte Debatte in der örtlichen Bevölkerung aus.

Einen Monat später einigten sich die Kontrahenten auf einen Kompromiss: Der Birkenschützer bezahlte die Beseitigung der Sprühschrift und eine Geldstrafe wegen Sachbeschädigung, die Gemeindevertreter erklärten sich mit einer neuen Halballee am alten Standort einverstanden. Die Kosten hierfür teilten sich Dutzende von Baumpaten, die Gemeinde Kirchhundem und die Dieter Mennekes-Umweltstiftung. Ende März 2014 war es dann so weit: In einer Gemeinschaftsaktion von Bürgern und Behörden wurden 100 junge Birken entlang der Albaumer Straße eingepflanzt.