Ökologisches Pionierprojekt in der Karibik

Barbados gehört zu den Inseln der kleinen Antillen nordöstlich von Venezuela. Auf rund 430 Quadratkilometern leben heute 290.000 Einwohner, hinzu kommen jedes Jahr bis zu eine Million Touristen. Die Insel gilt als Paradies für Windsurfer und Taucher, doch die Traumschiff-Kulisse trügt: Infolge des Baubooms ist die Zersiedelung der Landschaft massiv vorangeschritten, der Straßenverkehr ist ebenso zum Problem geworden wie die Müllentsorgung und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.

Ein Mann, der sein Leben dem Erhalt der natürlichen Ressourcen auf Barbados gewidmet hat, war der englische Umweltschützer Colin Hudson. Als ihm 1961 eine Forschungsstelle im Landwirtschaftsministerium der britischen Kolonialverwaltung angeboten wurde, zog der gelernte Agraringenieur nach Barbados. Bekannt geworden ist er dort als Erfinder landwirtschaftlicher Maschinen, darunter Gerätschaften für den Anbau und die Ernte von Maniok, Süßkartoffeln, Yamswurzeln und Zuckerrohr.

1994 gestaltete Hudson das Rahmenprogramm für eine Konferenz der Vereinten Nationen mit dem Titel „Nachhaltige Entwicklung kleiner Inselstaaten“. Im Mittelpunkt stand das „Village of Hope“ – eine weitläufige Ausstellung, bei der Dokumente der Umweltzerstörung mit Beispielen einer ökologisch orientierten Wirtschaftsweise kontrastiert wurden. Das „Dorf der Hoffnung“ fand großen Anklang und so entstand die Idee, aus dem Konferenzprogramm eine Dauerausstellung zu machen. Hudson kündigte seine Stelle als Agraringenieur und erwarb ein altes Plantagengebäude, das er in ein Umweltschutzzentrum verwandelte. Ermöglicht wurde ihm dies durch Zuwendungen von Dieter Mennekes. Den begeisterten Windsurfer aus dem Sauerland hatte Colin Hudson auf einer von ihm geführten Exkursion zur größten Mülldeponie der Insel – dem „Mount Stinkeroo“ – kennengelernt.

Der „Future Centre Trust“ in Edgehill im Bezirk St. Thomas entwickelte sich bald zu einer Attraktion für einheimische Besucher und Gäste aus aller Welt. Besonders beliebt war der „Reifengarten“, in dem Mangobäume, Heilkräuter, Salat und Gemüse angebaut wurden. Als Pflanzenkübel dienten Tausende alter Autoreifen – eine auf Barbados im Überfluss vorhandene ‚Ressource’. Was im Reifengarten geerntet wurde, kam im benachbarten Restaurant als vegetarisches Gericht auf die Speisekarte.

Ende der 1990er Jahre kam es zu Konflikten zwischen den festangestellten und den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Projektes, weshalb Colin Hudson in unmittelbarer Nachbarschaft ein neues, kleineres Umweltzentrum eröffnete. Nach seinem Herztod im Februar 2004 kamen alle Aktivitäten zum Erliegen. Das Ausstellungszentrum wurde zur Ruine, der Reifengarten zur Müllkippe.

2009 machte sich eine Gruppe von Freunden und ehemaligen Kollegen daran, die Ideen des Ökopioniers wiederzubeleben. Zu den Aktivitäten des neuen Future Centre Trust gehört das Barbados Trailway Project. Um die Zuckerrohrplantagen mit der Küste zu verbinden, nahm 1881 eine 17 Kilometer lange Eisenbahnlinie ihren Betrieb auf, der 1937 wieder eingestellt wurde. Geplant ist nun, aus der alten Bahnstrecke einen Natur-Parcours für Wanderer, Läufer und Radfahrer zu machen. Jedes Jahr im September veranstaltet das „Zukunftszentrum“ einen Müllsammeltag, an dem sich Hunderte von Freiwilligen beteiligen. Um das Müllproblem dauerhaft zu lösen, werden in ausgewählten Modellregionen Recycling-Programme erprobt. Darüber hinaus hat die kleine Umweltschutzorganisation damit begonnen, entlang der Inselstraßen Alleebäume anzupflanzen. Darunter sind auch Frangipanis – die Lieblingsbäume von Dieter Mennekes.

Über die Zusammenarbeit der Dieter Mennekes-Umweltstiftung mit dem Future Centre Trust auf Barbados hat Benjamin Brockhaus 2018 einen ausführlichen Bericht geschrieben, Sie können ihn hier (auf Englisch) nachlesen.

Report: On the tracks of Colin Hudson