Jahrzehntelang haben Zigarettenhersteller die Öffentlichkeit in die Irre geführt, wenn es um das Suchtpotential des Nikotins, die Gefahren des Passivrauchens und andere Folgeprobleme ihres Geschäftsmodells ging. Publik wurden diese Praktiken um das Jahr 2000 herum, als Millionen interner Dokumente der Tabakindustrie im Internet veröffentlicht wurden. Um den so entstandenen Imageschaden zu reparieren, hat die Firma Reemtsma eine Benefiz-Aktion für Medienvertreter gestartet. 2007 vergab sie zum ersten Mal einen Ehrenpreis an Auslandskorrespondenten, die „Außergewöhnliches für die Freiheit“ geleistet hatten. Dank hochkarätiger und vermutlich hochbezahlter Festredner wurde die alljährliche Preisverleihung in einem Berliner Nobelhotel zu einem gesellschaftlichen Ereignis. Die Dieter Mennekes-Umweltstiftung (DIMUS) hat im Jahr 2014 gemeinsam mit dem Forum Rauchfrei die Besucher und Teilnehmer des „Liberty Award“ über die Hintergründe der Reemtsma-Kampagne informiert. Unter den zahlreichen Gästen aus Presse und Politik waren in diesem Jahr auch die Bundestagsabgeordneten der Grünen Claudia Roth, Hans-Christian Ströbele und Konstantin von Notz. Doch nicht alle Gratulanten wurden zu der Lobby-Gala vorgelassen, wie eine Dokumentation von „Radio Television Liberty“ (RTL) belegt.

In der Folgezeit haben die Veranstalter ihre Sicherheitsvorkehrungen deutlich verschärft, um ungebetene Besuche von vornherein zu verhindern. So verlief die Preisverleihung an den Spiegel-Reporter Claas Relotius im Jahr 2017 vollkommen ungestört. In der Pressemitteilung von Reemtsma hieß es dazu: „Claas Relotius überzeugte die Jury mit zwei Reportagen, die jede für sich den Begriff der Freiheit als universelles Menschenrecht beleuchten – und zugleich dessen Fragilität aufweisen. Nach Meinung der Jury verleihen insbesondere die Details, die Relotius mit viel Aufwand recherchiert hat, beiden Reportagen ihre einzigartige Wucht.“ Ende 2018 kam heraus, dass Relotius die prämierten Texte zu großen Teilen frei erfunden hat. Daraufhin stellte Reemtsma den Liberty Award ein, ohne dies näher zu begründen.