Förderung des investigativen Journalismus

Der Gesundheitswissenschaftler und Publizist Dietmar Jazbinsek gilt als einer der besten Kenner der Tabaklobby in Deutschland. Anfang 2010 gewährte ihm die Umweltstiftung ein ganzjähriges Recherchestipendium, damit er unabhängig von seinen Tageseinnahmen als freier Journalist an Hintergrundberichten zum Thema Tabakkontrolle arbeiten konnte. Die Stipendienvergabe orientierte sich am Modell des stiftungsfinanzierten investigativen Journalismus, wie es in den USA im Rahmen des ProPublica-Projekts entwickelt wurde. Themenschwerpunkt des Stipendiums waren die Aktivitäten der Tabakindustrie und ihrer Bündnispartner in Deutschland. Ausdrücklich mit einbezogen in den Themenbereich Tabakkontrolle waren Berichte, die sich kritisch mit Pharmaunternehmen, Nichtraucherinitiativen und Ärzteorganisationen auseinandersetzen. Das Recherchestipendium wurde in der Folgezeit Jahr für Jahr verlängert. Dietmar Jazbinsek hat nicht nur eigene Artikel publiziert, sondern hat auch zahlreiche Redaktionen auf Anfrage mit Hintergrundinformationen versorgt. Darüber hinaus hat er seine Rechercheergebnisse als Sachverständiger in Fachkonferenzen und Anhörungen eingebracht. Eine Auswahl der Vorträge und Veröffentlichungen bis zum Jahr 2020 finden Sie hier. Einen Vortrag von Dietmar Jazbinsek zu diesem Themenbereich können Sie auf Youtube nachhören.

  • Im Rahmen des Stipendiums hat der Journalist u.a. folgende Tätigkeiten ausgeübt:
    Publikation von Studien des Deutschen Krebsforschungszentrums und regelmäßige Referate auf der jährlichen Tabakkontrollkonferenz in Heidelberg;
  • Mitarbeit im Organisationskomitee des bayrischen Volksbegehrens für eine rauchfreie Gastronomie und dort mitverantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit;
  • Dokumentation der Gesetzeslücken beim Nichtraucherschutz in Nordrhein-Westfalen;
  • Begleitforschung zur Be Marlboro-Kampagne von Philip Morris;
    Ausarbeitung eines Kompromissvorschlages zum Tabakwerbeverbot mit dem Frankfurter Suchtforscher Heino Stöver.

Seit dem Jahr 2015 stand das Risikoprofil der E-Zigarette im Mittelpunkt der Recherchen. In E-Zigaretten wird kein Tabak verbrannt, sondern eine nikotinhaltige oder nikotinfreie Flüssigkeit erhitzt. Der dabei entstehende Dampf enthält wesentlich weniger Schadstoffe als der Rauch von Tabakprodukten. Zugleich stößt die E-Zigarette bei ausstiegswilligen Rauchern auf größere Akzeptanz als herkömmliche Nikotinersatzprodukte. In Großbritannien empfehlen Gesundheitsexperten Langzeitrauchern deshalb den Umstieg auf das Dampfen. Dieter Mennekes hat diesen Ansatz der Harm Reduction (Schadensminderung) nachdrücklich befürwortet. Als Unternehmer war er fest davon überzeugt, dass der Wettbewerb um die Entwicklung einer möglichst risikoarmen Alternative zur herkömmlichen Zigarette dazu beitragen kann, die Zahl der Tabaktoten zu verringern. Den Vorwurf mancher Mediziner, die E-Zigarette würde Nichtraucher zum Nikotinkonsum verführen, hat Mennekes in einer für ihn typischen Form der Feldforschung persönlich überprüft: Er befragte jeden Passanten mit E-Zigarette, der ihm unterwegs begegnete, nach seinem Werdegang. Dabei stellte sich heraus, dass ausnahmslos alle Dampfer frühere Raucher waren, die viele Jahre lang vergeblich versucht hatten, von der Zigarette loszukommen.